Ich stehe in der Küche und backe einen Käsekuchen. Meine Freundin sitzt nebenan und liest Spiegel Online. Während ich den Zucker zu den Eiern in die Schüssel verfrachte, höre ich ihre Stimme aus dem Arbeitszimmer:
„Wir können im Urlaub bald billiger telefonieren!“
Auf SpOn ging es um die „zeitweilige Nutzung von Fremdanbietern im Ausland“, um „Roaming-Aufschläge“ und die Vereinheitlichung des europäischen Telekommunikationsmarkts. Was den Leser (oder meine Freundin) wirklich bewegt hat – so sehr, dass sie damit mein Backvergnügen unterbrechen musste – das ist die „Story in a Nutshell“: das Wichtigste. Das, was den Leser interessiert. Was ihn bewegt und ihn dazu verleitet, weiterzulesen. Ein Küchenzuruf eben, wie es Henri Nannen vom STERN damals nannte.
Mit dem Küchenzuruf Leser gewinnen
Jeder Online-Beitrag braucht einen „Küchenzuruf“: eine Headline und eventuell einen Teaser, die folgende Fragen beantworten:
- Worum geht es?
- Warum soll ich weiterlesen?
Ihr Artikel sollte nur einen Küchenzuruf haben, also nur ein bestimmtes Thema behandeln, das den Leser bewegt. Versuchen Sie nicht, ein ganzes Themenfeld in einem Beitrag abzuhandeln. Beantworten Sie die W-Fragen: Wo, Was, Wer, Wie, Warum, Wann, Woher, Was bedeutet das?
Mehr Pepp für Headline und Teaser
Wichtig ist, dass Sie dem Leser einen Anreiz geben, zu klicken und weiterzulesen. Nutzen Sie dafür Überschrift oder Teaser, aber halten Sie sich kurz:
Sie können Nutzwert versprechen oder Tipps ankündigen. Nennen Sie ein Highlight, liefern Sie einen Appetithappen, um den Leser zum Weiterlesen zu verführen. Sie können Widersprüche einfügen, die ihn neugierig machen. Erzählen Sie eine spannende Geschichte und brechen Sie mittendrin ab. Sie können unfassbare oder merkwürdige Dinge behaupten, die den Leser aus seinem gewohnten Informationsfluss herausreißen. Es gibt unzählige Möglichkeiten, sein Interesse zu wecken. Aber denken Sie daran: der Leser muss verstehen, worum es geht. Orientieren Sie sich an folgenden Kriterien, um Aufmerksamkeit zu erzeugen:
- Aktualität
- Exklusivität
- Störung des Alltäglichen
- Informationen, nach denen Nutzer sich richten müssen
- Nutzwert
- Geographische Nähe
- Persönliche Betroffenheit
- Promis, Sex, Schadenfreude
- Emotion
- Unterhaltung
Der Küchenzuruf des Artikels „Telefonieren im Ausland: EU will Roaming-Gebühren bis 2016 abschaffen“ vom SpOn war übrigens nicht besonders attraktiv. Der Wert der Nachricht war ihre Aktualität. „Telefonieren im Ausland – Urlaub bald billiger“ hätte die persönliche Betroffenheit (jeder telefoniert und jeder möchte Geld sparen) verstärkt und wäre demnach ein besserer Küchenzuruf gewesen. Was meinen Sie?
Für die anschauliche Zusammenfassung der Nachrichtenkriterien und das spannende Seminar „Schreiben fürs Netz“ möchte ich Steffen Sommer (vom „Büro für klare Sprache“) danken.
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- VIRTUAL REALITY!! #Digitalküche #SocialMediaAachen #4.Geburtstag
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